Am 12. Januar bot sich uns ein etwas ungewohntes Bild, als eine junge Frau in Kluft unsere Schule besuchte. Sie stellte sich als Bäckergesellin auf Wanderschaft vor und bot an, Kochklassen über die Tradition der Wanderjahre (Walz) zu informieren. In drei unterschiedlichen Klassen konnte sie dann spontan unseren Auszubildenden die Möglichkeiten aufzeigen auch als Koch oder Köchin auf die Walz, die seit 2015 immaterielles Kulturerbe der UNESCO ist, zu gehen.
Helen, so stellte sich die Wandergesellin den Klassen vor, stammt aus Münster und befindet sich seit vier Jahren auf Wanderschaft. Während dieser Zeit reiste und arbeitete sie bisher vorwiegend in Deutschland, aber auch in Frankreich, Österreich, der Schweiz und Tschechien. Zweimal ging es sogar bis nach Uganda, dorthin allerdings organisiert und mit dem Flugzeug.
Während der Wanderjahre darf der Bannkreis von 50 km um die Heimatgemeinde nicht betreten werden, die Fortbewegung beschränkt sich auf das Wandern oder die Reise per Anhalter, da dafür kein Geld ausgegeben werden darf und genächtigt wird aus dem gleichen Grund im Freien, in Kirchen, Jugendhäusern oder bei Privatleuten. Gearbeitet wird maximal für drei Monate beim gleichen Betrieb, dann muss weitergezogen werden. Erstaunen verursachte das doch sehr handliche Gepäck, in dem sich die ganze Habe von Helen während der Wanderjahre befindet. Das wichtigste Utensil ist dabei das Wanderbuch mit den offiziellen Dokumenten, den Arbeitszeugnissen, Stempeln und den Siegeln der besuchten Orte. Dass allerdings während dieser Zeit die Nutzung des Handys verboten ist, schreckte dann doch den einen oder anderen Koch ab, sich selbst auf Wanderschaft zu begeben.
Wir bedanken uns bei Helen für die interessanten und spannenden Einblicke in ihr Leben als Wandergesellin und wünschen ihr allzeit gute Reise!